Auf den Spuren der Oberweseler Familie Lichtenstein

Foto: Manuel Stenzhorn

Im Rahmen der schulischen Gedenkarbeit begab sich die Klasse 10a der Realschule plus Oberwesel gemeinsam mit Dr. Walter Karbach auf eine eindrucksvolle Spurensuche zur Geschichte der jüdischen Familie Lichtenstein aus Oberwesel.

Das zweitägige Projekt begann mit der intensiven Auseinandersetzung mit historischen Dokumenten. Die Schülerinnen und Schüler analysierten Stadtratsbeschlüsse aus den Jahren 1935/36, die schwerwiegende Folgen für die jüdische Bevölkerung in Oberwesel hatten – insbesondere für die Familie von Karl Lichtenstein.

Am Nachmittag besuchte die Klasse den Schaarplatz, an dem sich einst die Synagoge befand. Auch das dort errichtete Mahnmal zur Erinnerung an die jüdischen Familien Oberwesels wurde gemeinsam erkundet und in den historischen Kontext eingeordnet.

Foto: Dr. Walter Karbach

Zur Vorbereitung auf den Besuch der Gedenkstätte Buchenwald las die Klasse einen bewegenden Erlebnisbericht von Heinrich Lichtenstein. In diesem schildert er seine Inhaftierung im Konzentrationslager Buchenwald zwischen November und Dezember 1938 – eine Zeit geprägt von Angst, Erniedrigung und menschenunwürdigen Bedingungen.

Am 8. Mai reiste die Klasse zur Gedenkstätte Buchenwald. Vor Ort verfolgten die Schülerinnen und Schüler den Weg Heinrich Lichtensteins durch das Lager und erhielten vertiefte Einblicke in das sogenannte Sonderlager, das im Zusammenhang mit dem Novemberpogrom eingerichtet wurde. Immer wieder wurde dabei thematisiert, unter welchen Umständen Heinrich Lichtenstein dort leben und leiden musste – ein Erfahrungsprozess, der die Jugendlichen nachhaltig bewegte.

Die intensive Auseinandersetzung mit dem Schicksal der Familie Lichtenstein, insbesondere der Besuch der Gedenkstätte Buchenwald, machte für die Schülerinnen und Schüler der Klasse 10a die nationalsozialistische Verfolgung auf eindringliche Weise erfahrbar. Das Projekt stärkte ihr historisches Bewusstsein und ihr Verantwortungsgefühl für eine Gesellschaft, in der Diskriminierung, Ausgrenzung und Hass keinen Platz haben dürfen.

Heinrich Lichtenstein hat, wie viele andere Oberweseler jüdische Familien, noch keinen Stolperstein. Dies möchte die Realschule plus gemeinsam mit den Oberweseler Nachbarschaften, Vereinen und der Stadt ändern. Daher wird die Verlegung weiterer Stolpersteine geplant. Für weitere Informationen dazu wenden Sie sich gerne an manuel.stenzhorn@nullmrso.de

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